„Scheiß-Tigerente! Ich halte die für Kitsch. Ich habe die eigentlich aus Hohn da rein – ich habe die in ein Bild reingemalt, weil da Platz war.“ Er kann sie schon selbst nicht mehr sehen, die Tigerente. Er, der Erfinder der Tigerente, einer der beliebtesten, bekanntesten aber auch zugleich einer der wahrscheinlich misanthropischsten Kinderbuchautoren: Janosch.
Heute feiert er seinen 83. Geburtstag. Dazu habe ich meinen Bericht über seine Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen reaktiviert.
Als Horst Eckert 1931 in Oberschlesien geboren, veröffentlichte Janosch über 300 (Kinder-)Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden. Zum bekanntesten Kinderbuchautoren wurde er 1978 mit „Oh wie schön ist Panama!“. Es ist die Geschichte vom kleinen Bären und vom kleinen Tiger, die auf der Suche nach Panama doch wieder zuhause landen und erkennen, wie schön es dort eigentlich ist. Der kleine Tiger hat immer seine Tigerente dabei, zieht sie hinter sich her. 1979 erhält Janosch für diesen Kinderbuchklassiker den deutschen Jugendbuchpreis. Das war sein Durchbruch.
Janosch – Panama und andere Welten
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen präsentiert in der Ausstellung „Janosch – Panama und andere Welten“ 200 Arbeiten: Aquarelle, Gouachen, Entwurfszeichnungen und Radierungen. Die Ausstellung wirft aber auch einen Blick auf den anderen Janosch, den abseits von Tigerente, kleinem Bären und kleinem Tiger. Janosch sagt heute: „Die wollen immer weiter und immer wieder Geschichten mit dem dämlichen Bären. Der hängt mir schon zum Halse raus. Ich möchte viel lieber gemeine Bücher machen, weil die Welt ja ein Schweineloch ist.“
„Oh wie schön ist Panama!“
Schon die Motivation für „Oh wie schön ist Panama!“ war eine ganz und gar kindungerechte. Die Geschichte entstand aus einer Trotzhaltung heraus. Janosch wollte bewusst etwas wirklich ganz und gar Kitschiges entwerfen. Denn Janosch war einst ziemlich erfolglos unterwegs: An der Kunstakademie München wurde er zweimal abgelehnt, wegen mangelnden Talents. Sein Leben in München bestand in den Siebzigern aus Schnaps, Kneipen und Frauen. Und Auflehnung.
„Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens.“
Trotz seines Erfolges thematisiert er weiter seine Lieblingsthemen: Zwischenmenschliches, das Verhältnis von Mann und Frau, die Religion. Er prangert die zerstörerische Kraft der katholischen Erziehung an, unter der er selbst als Kind und Erwachsener litt. Mit satirischen Bildern illustriert Janosch den Leidensweg der Gottesfurcht von der Taufe des Kindes bis zum Bild eines Mannes, der die Kirche als Bürde auf seinem gebeugten Rücken trägt.
Er selbst sagt: „Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens.“ Janosch gehört als Beirat zur Giordano-Bruno-Stiftung, einer Vereinigung von Konfessionslosen und Menschen, die sich als Atheisten bezeichnen. „Die Taufe ist für die Eltern ein Zwang unter Androhung der ewigen Hölle.“
…weil der Mensch eine Sau ist
In einem Interview mit der Rheinischen Post beantwortete Janosch einmal die Frage nach einem von drei freien Wünschen: „Nicht mehr geboren werden auf dieser Welt. Doch ich leide nicht an mir, sondern an dem, was rundherum geschieht und sich nicht ändern lässt. Eben weil der Mensch eine Sau ist.“ Seine Konsequenz: Janosch selbst hat sich schon 1980 auf die Kanaren-Insel Teneriffa zurückgezogen und zuvor allen überflüssigen Besitz verbrannt.
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